"Menschenbilder"
Helmut Neuwerths Arbeit ist begründet in dem
gestisch, graphischen Impuls. Die impulsive offene Bewegung des Informell fügt
sich in seiner Arbeit den geometrischen Grundbezügen bei, die im senkrechten,
kreisförmigen und diagonalen Strich vorgegeben sind. Der vitale Impuls
verschmilzt mit den elementaren Ordnungsbezügen, die im Architektonischem und
Soziologischem vorliegen. Von diesem Blickpunkt auf das Werk von Helmut Maria
Neuwerth aus, erkennen wir die Schlüssigkeit der Formulierung von zwei
Hauptgruppen seiner Arbeit sofort.
So sehen wir in den weit gefaßten Zyklen die Metapher Mensch als eine dem
Geschick unterworfene fragile Gestalt, die in Kommunikation mit entsprechenden
Gestalten feste, dauerhafte Strukturen bildet. Das Individuelle verbindet sich
mit anderen Individuellen zur Gruppe und zu einem komplexen Ganzen.
In diesem Konzept ist die Monotypie, die das Serielle monoton Ordnende
beinhaltet,.gleichzeitig aber den spontanen, individuellen Strich Raum gibt die
richtige Wahl der Mittel. Dabei formuliert sich der zufällige Fleck, der das
Markenzeichen des Taschismus und des Informell ist, zu einem kraftvollen " HIER
BIN ICH".
"Abschnitte"
Entsprechend klar lassen sich die Arbeiten aus dem Zyklus "Abschnitte" lesen.
Dabei ist in die neueren Arbeiten wieder mehr Leben hinein gekommen, das heißt
diese Arbeiten sind um die Komponente des Objekthaften komplexer geworden, auch
in der Farbigkeit. Individuelle Bildfindungen und Bilderfindungen werden zu
symbolischen Formulierungen. Durch eine besondere Orientierung der quadratischen
Leinwand in den Raum durch die Anbringung der Leinwände auf graue Trägerplatten
und ihre Anordnung in Gruppen verbindet sich das emotional Gestische des
Augenblicks mit der Dauerhaftigkeit architektonischer Strukturen. Bei all diesen
Bildern ist der Betrachter mit Rautenbildern konfrontiert. Die Rautenstellung
der Leinwand thematisiert das wandartige Moment der Leinwand so, dass diese aus
ihrer normalen Trägerfunktion von Malerei herausgehoben wird.
Die minimalistische Struktur, die sich durch die reine Reihung der
Leinwandfläche bildet, artikuliert den Gedanken einer Raum- und Zeitwahrnehmung
mechanistischer bzw. digitaler Art. Kontrapunktisch setzt Helmut Neuwerth gegen
diese Raum- und Zeitbezüge das elementare Raum - und Zeiterleben unseres
Körpers, das sich von Augenblick zu Augenblick in jeder Emotion neu bildet., und
immer wieder neue und überraschende Zugänge zur Wirklichkeit öffnet.
Klaus von Gaffron